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Der Käfig in meinem Kopf

  • Autorenbild: Simone Kunze
    Simone Kunze
  • 2. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit
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Nach der räumlichen Trennung war ich zunächst erleichtert. Endlich Abstand. Endlich Freiheit. Doch die Kontrolle hörte nicht einfach auf.


Es war, als säße ich in einem unsichtbaren Käfig im Kopf, den narzisstischer Missbrauch hinterlässt. Ich fühlte mich lange Zeit überwacht. Bei jedem Schritt hatte ich das Gefühl, er schaut zu. Wenn ich mit meinem Auto bei einem Bekannten stand, parkte ich es nicht an der Straße – aus Angst, er könnte vorbeifahren und sehen, dass ich dort bin.


Für Außenstehende wirkt das absurd. Natürlich wäre es egal gewesen, was ich mache und mit wem ich meine Zeit verbringe. Doch in mir war sofort diese Stimme: Er wird mich darauf ansprechen. Er wird mich ausfragen. Er suchte ständig nach Wegen, mir Schuldgefühle zu machen – selbst, als ich längst frei war.


Dazu kam, dass wir nach der Trennung noch viel Zeit miteinander verbrachten. Er setzte mich über unseren Sohn unter Druck. Mein Sohn war ein großer Triggerpunkt: ich wollte, dass er glücklich ist, dass er beide Eltern hat. Doch im Nachhinein erkenne ich, dass mein Ex das nur ausnutzte – um mich öffentlich vorzuführen.


So nach dem Motto: „Seht her, Simone ist mir immer noch hörig.“


Das Schuldgefühl, etwas falsch zu machen, war mein ständiger Begleiter.


Er hasste die Farbe Grün. Also achtete ich selbst nach der Trennung darauf, keine grünen Kleidungsstücke zu kaufen. So viele Bereiche meines Lebens waren von ihm bestimmt – auch, wenn er längst nicht mehr da war. Er spukte immer noch in meinem Kopf herum.


Und es hörte nicht auf: Er spionierte stundenlang meine Facebook-Seite aus, um mich dann mit dem was er gesehen hat zu konfrontieren.


Heute wohne ich mit meinem Sohn abgelegen auf dem Land. Und nach langer Zeit habe ich endlich das Gefühl, nicht mehr unter Beobachtung zu stehen.


Das ist eine Wohltat. Ein weiterer Schritt in Richtung Heilung. 🌿

 
 
 

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