Die große Illusion – Wenn Schein und Sein nicht zusammenpassen
- Simone Kunze
- 30. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Mein Ex war selbstständig, hatte eine Firma, und in meinen Augen lief es ziemlich gut.
Ich dachte: Wow, der hat Geld.
Wir waren jeden Tag essen. Stundenlang saß er zusätzlich noch im Café. Immer hat er alles bezahlt. Ich bekam sogar manchmal ein schlechtes Gewissen – er war ja so großzügig.
Aber es blieb nicht nur beim Essen und Kaffee.
Am Wochenende wurde gefeiert.
Flaschenweise Champagner.
Ganze Gruppen wurden eingeladen – und alles ging auf seine Rechnung.
Für mich wirkte es: Der muss richtig gut verdienen.
Unsere erste gemeinsame Nacht fand im Hotel statt.
Ich fand das komisch.
Warum gehen wir nicht zu ihm? – dachte ich.
Er war doch so spendabel. Bestimmt hat er ein tolles Haus oder wenigstens eine schöne Wohnung.
Dann kam die Erklärung: Er wohnte in einem Zimmer bei seiner Geschäftspartnerin. Damals habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht. Bis ich das erste Mal dort war.
Schock.
Ein Zimmer mit einem Doppelbett.
Küche, Bad und WC wurden mit anderen geteilt.
Das „Bad“ war eher ein Verschlag. Nichts von dem, was er nach außen zeigte, passte zu diesem Ort.
Er meinte, das sei nur vorübergehend.
Seine Eltern hätten ja ein großes Haus in einer gut situierten Gegend – das klang erstmal plausibel. Außerdem trug er ständig Immobilien-Exposés mit sich herum – luxuriöse Villen, Traumhäuser. Natürlich hat mich das beeindruckt.
Doch irgendwann kam die erste Bitte um Geld. Er brauchte dringend finanzielle Unterstützung für seine Firma – ein Update der Firmensoftware. Ich half ihm. Ob ich das Geld je zurückbekommen habe? Ich weiß es nicht mehr.
Aber schon da fühlte es sich irgendwie… seltsam an.
Dann planten wir einen Urlaub – mit den Kindern. Ich buchte auf meinen Namen, zahlte die Anzahlung. Die Restsumme wurde ewig nicht bezahlt. Erst kurz vor Abflug hat er überwiesen.
Eigentlich hätte ich schon längst misstrauisch werden müssen. Aber ich schob jeden Zweifel beiseite. Ich wollte glauben, was er mir zeigte – nicht, was sich hinter dem schönen Schein verbarg.
Und dann war da noch etwas: Seine Eltern – beide alt und krank – und trotzdem fuhr er völlig ungerührt in den Urlaub. Damals wunderte mich das. Heute weiß ich: Ein Narzisst kennt weder Mitgefühl noch echtes Verantwortungsbewusstsein.
Es war die perfekte Illusion.
Schein statt Sein.
Lass dich nicht blenden.
Hinter der schönsten Fassade kann das pure Chaos lauern.
Narzissten sind Meister der Illusion – sie leben von dem Bild, das sie nach außen aufrechterhalten
Aber dieses Bild ist nicht die Realität.
Wenn du dich gerade fragst, ob du übertreibst, ob du vielleicht falsch liegst oder ob du zu empfindlich bist – dann hör auf dein Bauchgefühl. Es lügt nicht.
Ich habe lange nicht hinschauen wollen.
Aber heute weiß ich:
Wer ständig dafür sorgen muss, dass es nach außen perfekt aussieht, hat oft innerlich nichts außer Leere.
Du musst da nicht mitspielen.
Du darfst hinschauen.
Du darfst für dich losgehen.
Und du darfst dir ein Leben aufbauen, das nicht auf Lügen basiert – sondern auf Wahrheit, Klarheit und Freiheit.



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