Selbstfürsorge ist ein Muss – kein Luxus
- Simone Kunze
- 19. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Ich war sehr oft krank. Und manchmal schwelgte ich regelrecht darin. In diesen Momenten durfte ich Opfer sein. Endlich einmal. Denn dann bekam ich Aufmerksamkeit — diese Aufmerksamkeit, nach der ich mich so sehr gesehnt habe.
Heute weiß ich:
Diese Fürsorge, die ich so dringend gebraucht habe, kann mir kein anderer dauerhaft geben. Nur ich selbst kann mir das geben, was ich wirklich brauche. Es liegt in meiner Verantwortung, für mich da zu sein.
Die Hoffnung, dass jemand von außen kommt und dich rettet, ist ein Trugschluss. Sie macht dich abhängig — ein Zustand, den Narzissten gezielt ausnutzen. Sie spüren deine Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Zuwendung. Und sie geben dir genau so viel, wie nötig ist, um dich zu halten. Ein paar Krümel, gerade dann, wenn du es kaum noch aushältst. Du nimmst sie dankbar an, beruhigst dich — zumindest für den Moment.
Doch dann beginnt das Spiel von vorn. Deine Bedürfnisse wachsen wieder, werden ignoriert, verlacht oder ausgenutzt. Du leidest — still, innerlich — und wartest erneut auf den nächsten Krümel.
Das ist emotionale Gewalt. Sie ist oft unsichtbar. Sie geschieht leise. Und es ist die Hölle, wenn man sich selbst nicht mehr spürt — wenn man sich nicht mehr geben kann, was man so dringend braucht. Wenn das eigene Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit nicht mehr erkannt wird, weil man sich selbst nicht für wertvoll hält.
Man lebt wie im Nebel, getrieben von ständiger innerer Unruhe. Man sucht unaufhörlich nach etwas — nach Halt, nach Liebe, nach Sinn — und oft weiß man gar nicht, wonach man eigentlich sucht. Es ist wie ein leerer Raum im Inneren, den man verzweifelt füllen will, aber nichts scheint wirklich zu passen. Diese ständige Suche laugt aus und macht empfänglich für Menschen, die diesen inneren Mangel ausnutzen.
Doch es gibt einen Ausweg.
Du kannst wieder lernen, deiner inneren Stimme zu vertrauen. Zu fühlen, was du brauchst. Dir selbst zuzuhören. Und dir selbst das zu geben, was du so lange im Außen gesucht hast. Es ist ein langer Weg — und ja, er ist schmerzhaft. Aber er ist es wert. Jeder einzelne Schritt zurück zu dir ist ein Gewinn.
Niemand hat es verdient, nach Liebe und Anerkennung zu sehnen und stattdessen mit emotionalen Krümeln abgespeist zu werden. Viele erleben genau das, weil sie nie gelernt haben, wie wichtig Selbstfürsorge ist. Ich konnte es auch nicht lernen. In meinem Elternhaus war Selbstaufgabe die Norm. Meine Mutter hat sich bis zu ihrem Tod für alle anderen aufgeopfert und sich selbst dabei vergessen.
Aber du darfst neu wählen. Du darfst lernen, dich selbst an die erste Stelle zu setzen — ohne Schuldgefühle. Du darfst erkennen: Du bist wertvoll, unabhängig davon, was andere sagen oder wie viel du für sie tust.
Heilung beginnt dort, wo du dir selbst gibst, was dir von außen verweigert wurde:
Aufmerksamkeit
Mitgefühl
Fürsorge
Liebe
Du bist nicht hier, um dich selbst zu verlieren. Du bist hier, um dich selbst wiederzufinden.



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