Lautes Bellen, leise Wahrheiten
- Simone Kunze
- 11. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Vor kurzem bin ich umgezogen. Ich dachte, ich hätte endlich den Ort gefunden, an dem ich zur Ruhe komme. Eine Wohnung auf einem Hof, mit Pferden – ein Mädchentraum, dachte ich. Doch schon heute weiß ich: Es war eine Illusion.
Schon beim Einzug lief so vieles schief. Ich war krank, hatte starke Rückenschmerzen, meine Küche wurde nicht fertig, das Fenster ging kaputt, mit dem Strom gab es Ärger. Es war, als ob uns dieser Ort von Anfang an abgelehnt hat. Ich habe die Zeichen gesehen – und trotzdem gehofft, dass es sich fügt.
Die Wohnung, in die wir einzogen, war eigentlich Teil einer größeren, die geteilt wurde. Erst nach meinem Einzug habe ich gemerkt, wie hellhörig sie wirklich ist: Ich höre jedes Wort, jede Bewegung meiner Nachbarn. Privatsphäre gibt es hier nicht.
Und dann mein Hund. Ich habe von Anfang an klar gesagt, dass sie nicht mit anderen Hunden verträglich ist. Doch erst nachdem ich den Mietvertrag unterschrieben hatte, wurde mir mitgeteilt, dass in die andere Wohnung ein Hund einziehen wird. Erst hieß es, es sei ein kleiner – dann war es plötzlich ein großer. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, ob das gut gehen kann. Heute weiß ich: Es war von Anfang an ein Pulverfass.
Und so begann der Albtraum.
Mein Hund konnte plötzlich nicht mehr alleine bleiben, bellte stundenlang, verschluckte sogar einen Stein und musste operiert werden. Dann griff sie die Vermieterin an, als diese einfach meine Tür aufschloss, ohne mich zu rufen. Später stürzte sie sich auf den Nachbarhund, als meine Haustüre nicht richtig geschlossen war. Es ist nichts Schlimmes passiert – und doch war es zu viel. Jetzt soll mein Hund weg.
Die Nerven liegen blank. Ich habe Panikattacken, ich fühle mich innerlich eingesperrt, überwacht, kontrolliert. Der Vermieter bestimmt über mein Leben, maßt sich sogar an, festzustellen, dass ich „gestresst“ durch meinen Hund sei – damit überschreitet er eine Grenze.
All das holt alte Gefühle in mir hoch, die ich längst überwunden glaubte: diese nackte Überlebensangst, die ich schon einmal hatte, als wir kurzzeitig ohne Zuhause waren. Das Gefühl, wieder mit dem Rücken zur Wand zu stehen.
Doch diesmal ist etwas anders. Ich habe erkannt: Ich werde meinen Hund nicht abgeben. Und ich werde auch nicht in meine alte Opferrolle zurückfallen.
Ich habe eine Entscheidung getroffen: Ich werde uns ein neues Zuhause suchen. Ein Zuhause, in dem wir wirklich ankommen dürfen. In dem wir nicht ständig leiser, angepasster, kleiner werden müssen.
Und in dem Moment, in dem ich diese Entscheidung getroffen habe, wurde es leichter. Der Druck ist weg. Denn ich weiß: Hier sind beide Seiten falsch abgebogen. Meine Vermieter, die eine Situation geschaffen haben, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Und ich, die gehofft hat, dass es trotzdem gut gehen könnte.
Es weht gerade ein Tornado durch mein Leben. Aber ich weiß auch: Diese Situationen kommen, um mich weiterzubringen. Ich halte die Gefühle aus, ich atme, und ich bleibe bei mir.
Frieden im Außen finde ich nur, wenn ich ihn zuerst in mir selbst finde.
Und genau das ist mein Weg. 🌿



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