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"War meine Wahrnehmung richtig?"

  • Autorenbild: Simone Kunze
    Simone Kunze
  • 6. Aug.
  • 3 Min. Lesezeit

 Die jahrelange Suche nach Bestätigung


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Nachdem ich heute mit etwas Abstand und mehr Bewusstsein auf mein Leben zurückblicke, wird mir eines klar: Ich war jahrelang auf der Suche.

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage:


Nehme ich die Dinge richtig wahr oder bilde ich mir das alles nur ein?


Ich habe oft mit anderen über meine Erlebnisse gesprochen – über meine Sorgen, meine Gefühle, meine Zweifel. Aber nie hat jemand zu mir gesagt:

„Simone, so wie du das erlebst, ist es richtig. Du darfst deiner Wahrnehmung vertrauen."


Stattdessen bekam ich oft Sätze zu hören wie:

„Du bist doch selbst schuld.“

„Ich habe es dir ja gesagt.“

„Du übertreibst.“


Solche Aussagen haben mich nicht aufgefangen – sie haben mich noch weiter runtergezogen. Ich fing an, mir selbst die Schuld zu geben.


Doch heute weiß ich: Ich wurde manipuliert. Ich konnte vieles damals gar nicht erkennen. Ich war in einem System aus emotionalem Missbrauch gefangen – und nein, ich war nicht schuld.


Ein Muster, das sich bei mir bis heute zeigt, ist meine Reaktion auf Druck. Wenn ich in eine Situation komme, in der ich mich unter Druck gesetzt oder ungerecht behandelt fühle, ziehe ich mich sofort zurück. Mein Körper reagiert, als müsste ich fliehen. Ich will unsichtbar werden. Mein Kopf ist plötzlich leer – ich kann nicht mehr klar denken. Ich hinterfrage nicht: "War das jetzt berechtigte Kritik? Oder war ich nur das Ventil für den Frust eines anderen?“


Ich falle dann in eine Art Schockstarre.

Meine Gedanken beginnen zu kreisen:

„Was hätte ich anders machen können? Was passiert jetzt? Habe ich etwas falsch gemacht?“

Ich komme kaum noch aus dieser Gedankenspirale raus.

Manchmal bekomme ich sogar Kopfschmerzen – einfach, weil ich nicht aufhören kann zu denken.


Was mir dann hilft:

Ein Spaziergang mit meinem Hund. Raus in die Natur. Bewusst atmen. Einfach im Moment sein. Auch wenn es nur kurz ist – das hilft mir, wieder ein wenig zu mir zu kommen.


Oft kann ich abends nicht einschlafen. Kleinigkeiten, die objektiv völlig banal sind, blähen sich in meinen Gedanken auf, bis sie riesig werden und mich komplett vereinnahmen.


Ich erinnere mich noch gut an die erste Zeit in meiner eigenen Wohnung – ich war 39. In den ersten Monaten bin ich fast jede Nacht um drei Uhr aufgewacht – mit Angst im Bauch. Und das, obwohl es keinen offensichtlichen Grund mehr gab, Angst zu haben.


Heute, mit dem Wissen über narzisstischen Missbrauch, verstehe ich endlich, warum mein System so reagiert. Ich habe so lange nach Bestätigung gesucht – einfach nur nach einem Zeichen, dass mit mir nichts falsch ist, dass meine Wahrnehmung gesund ist. Ich dachte, ich müsste mich nur mehr anstrengen, besser anpassen oder „normaler“ sein.


Ich wäre früher nie auf die Idee gekommen, mir Hilfe zu holen – es wäre mir peinlich gewesen. Aber vielleicht hätte ich dann schon viel früher verstanden, was wirklich mit mir los war.


Fazit:

Wer emotionalen oder narzisstischen Missbrauch erlebt hat, zweifelt oft an der eigenen Wahrnehmung. Dabei liegt genau dort die Wahrheit. Wenn sich etwas falsch anfühlt – dann ist es das meistens auch. Deine Reaktion ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist eine Folge von Überforderung, von jahrelanger emotionaler Unsicherheit und ständiger Selbstverleugnung.


Schlusswort:

Das hier aufzuschreiben ist ein Teil meiner Heilung.

Ich will mit meiner Geschichte anderen Mut machen, sich selbst ernst zu nehmen. Die eigene Wahrnehmung ist kein Fehler – sie ist dein innerer Kompass.

Und du darfst lernen, ihm wieder zu vertrauen. 💛

 
 
 

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