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Warum ich immer wieder an Narzissten geraten bin... (Traumabonding)

  • Autorenbild: Simone Kunze
    Simone Kunze
  • 22. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

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Lange habe ich mich gefragt, warum ich immer wieder in Beziehungen mit Narzissten gelandet bin. Warum ich so oft verletzt wurde, warum ich mich klein gemacht habe, warum ich mich immer wieder selbst verloren habe. Die Antwort kam mir nicht plötzlich. Sie kam schmerzhaft langsam, in Gesprächen mit meiner Therapeutin –und sie begann mit einer einfachen Frage:


„Wie war Ihre Kindheit?“


Ich antwortete: „Eigentlich ganz schön.“ Doch sie hakte nach. Und bat mich, nochmal genauer hinzuschauen. Dann kamen die Bilder.


Mein Vater war fast jeden Abend betrunken. Sobald er das erste Weinglas in der Hand hatte, wusste ich: Heute wird es wieder unberechenbar. Manchmal schlief er vor dem Fernseher ein – das war dann noch die angenehmste Variante. Aber meistens hielt er stundenlange Monologe darüber, wie furchtbar alles sei: die Politik, seine Kunden, das Leben. Und dabei schrie er. Laut. Wütend. Rastlos.


Ich lag oft stundenlang wach in meinem Bett. Hörte ihn toben. Betete, dass er aufhört.

Ich hatte Angst – um meine Mutter. Und um mich.

Angst, dass er ihr etwas antut.

Angst, dass er plötzlich in mein Zimmer kommt, mir die Decke vom Kopf reißt und mich anschreit.

Manchmal, hat er genau das getan.

Manchmal hat er mich auch geschlagen. Einfach, weil er wütend war –nicht, weil ich etwas falsch gemacht hätte.


Ich wusste nie, wie so ein Abend enden würde. Ich habe früh gelernt, unsichtbar zu sein. Nicht aufzufallen. Nicht zu stören. Irgendwann habe ich aufgehört, ihn um Hilfe bei den Hausaufgaben zu bitten.

Wenn ich etwas nicht verstanden habe, wurde ich nicht unterstützt –ich wurde beschimpft. Erniedrigt. Kleingemacht.


Meine Mutter? Sie war das perfekte Opfer. Kein Selbstwert. Keine Gegenwehr. Sie hat mich nicht beschützt. Sie konnte es auch nicht.


Heute weiß ich: Was ich in meiner Kindheit erlebt habe, war emotionaler und psychischer Missbrauch. Und er hat tiefe Spuren hinterlassen.

Ich habe nie gelernt, was gesunde Liebe ist. Ich habe nie gelernt, Grenzen zu setzen.

Ich dachte, Liebe müsse weh tun. Ich dachte, Nähe bedeutet, den anderen zu beruhigen, zu besänftigen, zu retten.


Was sich daraus entwickelt hat, nennt man Wiederholungszwang – oder auch Traumabonding. Ich habe als Erwachsene unbewusst nach dem gesucht, was mir als Kind vertraut war:

Kontrolle, Unsicherheit, emotionale Gewalt. Ich habe nach dem gesucht, was ich kannte – nicht nach dem, was mir gut tut.


Doch heute erkenne ich die Muster.

Heute beginne ich, sie zu durchbrechen.

Es ist ein schmerzhafter Weg – aber es ist meiner.

Zurück zu mir.

Zurück zu meinem wahren Ich.


Was wäre, wenn…


du plötzlich erkennst, was dir wirklich widerfahren ist?


Wenn du begreifst, dass du nichts dafür kannst –weil du nie etwas anderes gekannt hast?


Was fühlst du dann? Erleichterung? Scham? Trauer? Wut?


Alles davon ist in Ordnung. Es sind Gefühle, die gesehen werden wollen. Es ist ein Teil deines Weges.


Ein Schritt Richtung Heilung.


Und wenn du selbst Kinder hast –was sagt dir diese Erkenntnis dann?

Was möchtest du anders machen?

Was möchtest du nicht weitergeben?


Vielleicht beginnt genau hier dein Neubeginn. Nicht nur für dich. Sondern auch für die, die dir folgen.


 
 
 

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