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🌿 Wer bin ich eigentlich?

  • Autorenbild: Simone Kunze
    Simone Kunze
  • 18. Juli
  • 3 Min. Lesezeit
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Wie ich mich mit 39 das erste Mal wirklich frei fühlte

„Ich wusste lange nicht, wer ich bin – weil mir nie jemand erlaubt hat, es herauszufinden.“


Leben ohne eigenes Ich


Ich habe mich oft gefragt:

Wer bin ich – wenn niemand über mich bestimmt?

Doch diese Frage kam spät. Denn ich habe es nie gelernt, mich selbst zu spüren.

Meine Kindheit, meine Beziehungen, meine familiären Strukturen – sie haben mich

weit weg von mir selbst geführt.

Ich war angepasst. Unsichtbar. Funktionierend.

Aber nicht ich.


Kein eigener Weg, keine eigene Meinung


Von meinem Vater habe ich nie gelernt, mir selbst zu vertrauen.

Ich durfte keine eigene Meinung haben. Keine eigenen Ideen.

Und wenn ich doch einmal den Mut fasste, etwas zu träumen, wurde es

zerredet und entwertet.

„Simone, hast du schon mal darüber nachgedacht, dass …?“Das war der Anfang stundenlanger Monologe, laut und belehrend.

Noch heute höre ich seine Stimme – und ducke innerlich den Kopf.


Vorurteile, die zu meinen wurden


Was mir beigebracht wurde?

  • Verkäuferin? → Nichts Gescheites gelernt.

  • Arbeitslose? → Asozial.

  • Menschen in Not? → Selbst schuld.


Ich habe das geglaubt – bis das Leben mich etwas anderes gelehrt hat.

Ich selbst war arbeitslos.

Ich habe erlebt, wie man dich behandelt, wenn du nicht mehr funktionierst.

Ich war abhängig. Klein.

Und statt Verständnis bekam ich Vorwürfe.


Schuld sind immer die anderen


Und noch heute ist mein Vater überzeugt:

Alle anderen sind schuld. Auch ich.


Als ich vor ein paar Jahren umgezogen bin, war sein erster Gedanke nicht etwa:

„Braucht du Hilfe?“

Sondern:

„Ah, sie hat Geld für einen Umzug – ich brauche auch welches, weil es mir zusteht.“

Kurz darauf erklärte er mir, dass er ein neues Auto braucht – und ich solle bitte schnellstmöglich Geld für ihn besorgen.

Ich war sprachlos.

Und ich habe den Kontakt abgebrochen.

Nicht aus Wut. Sondern aus Klarheit.


Flügge werden – und doch bleiben


Mit Anfang 20 hätte ich ausziehen können.

Aber ich tat es nicht.

Nicht, weil ich nicht wollte – sondern, weil ich zu viel Angst hatte.


Mein Vater sagte:

„Wenn du einmal draußen bist und es nicht schaffst, brauchst du gar nicht denken, dass du zurückkommst.“

Wie soll man mutig sein, wenn man für jeden Schritt bestraft wird?


Dann kam mein Ex

Ich zog zu meinem Partner.

Es fühlte sich an wie Freiheit – aber es war nur ein neues Gefängnis.

Wieder war ich angepasst.

Wieder lebte ich im System eines anderen.

13 Jahre lang.


Meine erste eigene Wohnung – mit 39


Mit 39 zog ich in meine erste eigene Wohnung.

Kein Partner. Keine Eltern. Kein Einfluss.

Nur mein Sohn und ich.

Es war beängstigend.

Es war befreiend.

Es war der Anfang von allem.


Alte Stimmen – neue Entscheidungen


Trotzdem war da noch etwas.

Diese Stimme im Kopf:

„Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass …?“

Die Stimme meines Vaters, die meine Entscheidungen infrage stellte, lange bevor ich sie treffen konnte.


Aber heute ist etwas anders.

Heute höre ich diese Stimme – und gehe trotzdem meinen Weg.


Heute bin ich frei


Ich bin jetzt 41.


Und zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich,

dass ich niemandem Rechenschaft schulde – außer mir selbst.


Ich bin nicht mehr klein.

Ich bin nicht mehr lenkbar.

Ich bin nicht mehr das Kind, das in der Ecke steht und glaubt, es sei falsch.


Ich bin frei.

Ich entscheide. Ich wähle. Ich gestalte mein Leben.


Und manchmal, wenn ich zurückblicke,…kommen mir die Tränen.

Nicht aus Schmerz. Sondern aus Dankbarkeit.


Denn ich bin angekommen. In meinem Leben. Bei mir.

 
 
 

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